Die Radolfzeller Tracht

Goldhaube und Dreispitz

Wie die meisten heimischen Trachten ist auch die Radolfzeller Tracht aus dem Alltagsleben längst verschwunden. Nur wenige Exemplare überlebten in Truhen und Schränken. Pfarrer Hermann Sernatinger, ein Sohn der Stadt und bis 1928 als Seelsorger in einer kleinen Gemeinde tätig, ergriff die Initiative, die Trachten wieder zu beleben.

1921 rief er die Trachtengruppe „Alt-Radolfzell" ins Leben. 1926 zur 1.100-Jahr-Feier der Stadt waren erstmals wieder Frauen und Männer in einheimischen Trachten zu bewundern, die nach den vorhandenen Überlieferungen gefertigt wurden.

 

Die Tracht der Frauen besteht aus einem Kleid, das am Hals in einer Falbel, einer weißen Halsrüsche, endet. Über dem Rock in gedeckten Farben wird eine glänzende Schürze getragen. Die Schultern ziert ein so genanntes Mailänder Tuch. Glanzstück der Tracht ist die goldene Radhaube, wie sie früher von den vermögenden Bürgerfrauen und Patrizierinnen getragen wurde. Der einfachere Kopfschmuck besteht aus einer schwarzen Chenille-Haube. Zu den Accessoires gehören weiße, gehäkelte Handschuhe, ein Pompadour, Korallen- oder Granatschmuck.

Die Männertracht setzt sich aus schwarzen Kniebundhosen (früher oftmals aus Leder), weißen Kniestrümpfen, Schnallenschuhen, einer geblümten Weste und einem dunklen Bratenrock zusammen. Der Dreispitz, die typische Kopfbedeckung des 18. Jahrhunderts, ergänzt die Tracht des vornehmen Bürgers.

 

Die Trachtengruppe „Alt-Radolfzell" gilt in der Stadt als wertvoller und zuverlässiger Kulturträger, der engagiert die Bindung an die Heimat erhält und vertieft.