Die Asiatische Tigermücke in Radolfzell

Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) ist eine invasive Stechmückenart, die sich in Deutschland zunehmend ausbreitet. Eine Population der Tigermücke konnte im Jahr 2024 in der Nordstadt in Radolfzell nachgewiesen werden.

Als tagaktive Mücke sticht sie nicht nur in der Dämmerung, sondern über den gesamten Tag. Sie kann verschiedene Viren wie das Dengue-, Chikungunya- und Zikavirus übertragen. Das Risiko hierfür ist in Deutschland jedoch noch sehr gering. Da die Asiatische Tigermücke als Gesundheitsschädling gilt, muss Ihre Population so weit wie möglich eingedämmt werden.

 Als Kulturfolger lebt die Tigermücke in den vom Menschen geschaffenen Lebensraum und nutzt dort hauptsächlich künstliche Gefäße, um sich zu vermehren. Deshalb ist die Mithilfe der Bevölkerung zur Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke unerlässlich. Hier finden Sie Antworten auf häufige Fragen zur Erkennung, Lebensweise und Bekämpfung der Tigermücke sowie praktische Tipps, wie Sie dazu beitragen können, ihren Lebensraum einzuschränken.

Informationen zur Asiatischen Tigermücke zum Download:

 

Wie erkenne ich eine Asiatische Tigermücke?

Merkmale der Asiatischen Tigermücke:

  • Ca. 6 mm groß (A)
  • Schwarz-weiß gefärbt
  • Fünf weiße Streifen an den letzten Hinterbeinen (B)
  • Das Ende der Hinterbeine ist weiß (C)
  • Weißer Längsstreifen am Rücken des Vorderkörpers (D)
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Merkmale der Asiatischen Tigermücke
Illustration: Selina Stöferle

Wo lebt die Asiatische Tigermücke?

Als Kulturfolger teilt sich die Asiatische Tigermücke den Lebensraum mit dem Menschen.
Sie bevorzugt dabei Bereiche mit vielen Gärten, kann aber zum Beispiel auch in Industriegebieten vorkommen, wenn ausreichend Brutstätten vorhanden sind. Dabei ist sie sehr standorttreu und fliegt in der Regel nur 150 bis 300 Meter von ihrem Ursprungsort. Am liebsten hält sie sich dabei in schattigen, grünen Bereichen in der Nähe von Menschen auf.

Warum sticht die Asiatische Tigermücke?

Wie auch andere Stechmücken benötigt die Asiatische Tigermücke spezielle Nährstoffe, die in unserem Blut vorkommen, zur Produktion ihrer Eier. Deshalb benötigen auch nur weibliche Stechmücken eine Blutmahlzeit. Unabhängig von der Vermehrung, nutzen sowohl Männchen als auch Weibchen Nektar als Nahrung und Energiequelle.

Wie vermehren sich Asiatische Tigermücken?

Wie viele andere Insekten durchlaufen Asiatische Tigermücken einen speziellen Lebenszyklus, der mit dem Schlupf der Larve (A) im Wasser startet. Die Entwicklung der Asiatischen Tigermücke durchläuft dabei 4 Larvenstadien (A) und ein Puppenstadium (B) im Wasser. Aus der Puppe schlüpft die adulte (erwachsene) Stechmücke (C). Vom Schlupf der Larve bis zur adulten Mücke können abhängig von der Temperatur zwischen 7 und 14 Tage vergehen. Nach einer Blutmahlzeit legen weibliche Asiatische Tigermücken zwischen 50 und 200 Eier verteilt auf mehrere Brutstätten. Dabei werden die Eier am Rand des Gefäßes im Trockenen abgelegt (D) und überdauern auch mehrere Monate Trockenheit. Werden die Eier nun durch eine Wasserstandsänderung überschwemmt, kann dies den Schlupfreiz auslösen.

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Lebenszyklus der Asiatischen Tigermücke
Illustration: Selina Stöferle

Welche Brutstätten nutzt die Asiatische Tigermücke?

Als containerbrütende Stechmückenart nutzt die Asiatische Tigermücke temporäre Wasseransammlungen, die in ihrem Wasserstand schwanken. So werden zum Beispiel Untersetzer, Schirmständer, Gießkannen oder auch Regentonnen als Brutstätten genutzt. Besonders beliebt sind dabei dunkle Brutstätten oder Brutstätten mit kleinen Öffnungen. Schlecht abgedeckte Regentonnen, werden dadurch sogar noch attraktiver, weshalb bei der Abdeckung darauf geachtet werden muss, dass diese lückenlos erfolgt.
Keine Brutstätten sind beispielsweise Swimmingpools, Gartenteiche, Fließgewässer und Pfützen.

Warum wird die Tigermücke bekämpft?

Die Stechmücke ist ein erheblicher Lästling, da sie nicht nur in der Dämmerung, sondern während des gesamten Tages sticht und das oft auch mehrmals. Sie kann unter Umständen tropische Krankheitserreger wie Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren übertragen. Dieses Risiko ist zwar hierzulande noch sehr gering und bei einem Stich besteht noch kein Grund zur Sorge. Doch die Gefahr kann mit steigenden Sommertemperaturen zunehmen.

Wie wird die Tigermücke bekämpft?

Die Asiatische Tigermücke kann am besten in ihrem Larvenstadium bekämpft werden. Hierfür ist es wichtig, dass mögliche Brutstätten, vor allem in Gärten entfernt oder saniert (z. B. mit Regentonnennetzen) werden. So verhindert man, dass die Tigermücken sich vermehren können. Brutstätten in Tigermückengebieten, die weder weggeräumt noch tigermückensicher gemacht werden können, sollten regelmäßig mit Bti (Bacillus thuringiensis israelensis) behandelt werden.

Von wem wird die Asiatische Tigermücke bekämpft?

Um die Vermehrung der Tigermücke erfolgreich einzudämmen, sind die Anwohnerinnen und Anwohner gefragt. Da die Brutstätten hauptsächlich in den Gärten zu finden sind, ist eine Bekämpfung ohne die Mithilfe der Bevölkerung nicht möglich.

Zusätzlich werden Tür-zu-Tür Aktionen von Mitarbeitenden der ICYBAC GmbH durchgeführt. Hierfür klingeln die Mitarbeitenden an den Haustüren, um gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern die Brutstätten in den Gärten zu finden, zu deren Sanierung und Beseitigung zu beraten und ggfs. eine Bti-Applikation durchzuführen.

Was können Sie gegen die Asiatische Tigermücke tun?

Damit sich die Asiatische Tigermücke nicht weiterverbreiten kann, ist das Wichtigste ihre Brutstätten zu vermeiden. Das bedeutet, dass alle Gefäße, in denen sich Wasser sammeln kann (z. B. Gießkannen, Eimer, Untersetzer, Spielzeug, etc.), umgedreht oder überdacht gelagert werden sollen. Achten Sie auch darauf, dass sich auf Folien und Abdeckplanen kein Wasser sammeln kann. Regentonnen sollten mit BTI behandelt werden und anschließend mit einem Deckel oder Moskitonetz fest und lückenlos verschlossen werden. Potenzielle Brutstätten, die nicht entfernt oder saniert werden können, sollten etwa alle zwei Wochen mit BTI behandelt werden. Bei Vogeltränken und ähnlichem sollte mindestens alle fünf Tage das Wasser gewechselt werden. 

Was ist BTI?

BTI ist die Abkürzung für Bacillus thuringiensis israelensis, ein natürlich im Boden vorkommendes Bakterium. Das Bakterium produziert während der Sporenbildung Kristallproteine, die unter bestimmten Bedingungen zu Toxinen umgewandelt werden können. Das BTI-Pulver, welches wir zur Bekämpfung benutzen enthält jedoch keine Bakterien, sondern lediglich die Kristallproteine.

Wie wirkt BTI?

Die Kristallproteine werden über die Nahrung von den Larven aufgenommen. Erst im Verdauungstrakt weniger Familien der Mücken, insbesondere Stech- und Kriebelmücken, entfaltet es seine hochspezifische, giftige Wirkung. Die Wirksamkeit beruht auf den in den Eiweißkristallen vorhandenen Protoxin, welches aufgrund der im Darm von Stechmücken spezifischen Bedingungen erst in kleinere Eiweißkomponenten (Toxine) abgebaut werden kann (siehe Abbildung). Diese wiederum stellen den eigentlichen tödlichen Wirkstoff für die Stechmückenlarven dar.

Zu den spezifischen Bedingungen zählen:

  1. Alkalisches Darmmilieu
  2. Spezifische Darmproteasen (Abbau des Protoxins zu den Toxinen)
  3. Spezielle Rezeptoren der Epithelzellen des Mitteldarms.

Die tödliche Wirkung entfaltet sich durch Störung der Zellmembranen, welche durchlässig für Flüssigkeiten werden. Dies führt zum Platzen der Darmzellen und damit zum Tod der Larven. 

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Schematische Darstellung des Wirkungsmechanismus von BTI-Toxinen (Cry, Cyt) in Stechmückenlarven: Nach Aufnahme der BTI-Kristalle werden diese im alkalischen Milieu des Darmlumen aufgelöst. Spezifische Proteasen aktivieren die Protoxine in Toxine. Das Cyt-Toxin wirkt verstärkend auf die eigentlichen Cry-Toxine, welche an spezifische Darmrezeptoren binden. Nach Bindung an die Rezeptoren bilden sich Poren in den Membranen der Darmzellen, welche die Zellen zerstören und die Stechmückenlarven letztendlich abtöten.
Grafik: Artin Tokatlian Rodriguez von Biorender.com

Unterscheidet sich der Stich der Tigermücke von dem der einheimischen Mücken?

Der Stich der Tigermücke unterscheidet sich nichtin auffälliger Weise von dem der einheimischen Mücken. Eine starke Reaktion auf den Stich wird meist durch kratzen und verunreinigen der Wunde verursacht, so dass es zu Entzündungen kommen kann, genau wie bei den Stichen von einheimischen Mücken.

Wie unterscheiden sich die einheimischen Mückenarten ökologisch von der Asiatischen Tigermücke?

Unsere einheimischen Stechmücken sowie Kriebel- und Zuckmücken sind einerseits nicht gesundheitsschädlich und andererseits ein sehr wichtiger Bestandteil des Nahrungsnetzes am Bodensee und in den umliegenden Feucht- und Röhrichtbereichen. Die Larven und Mücken bilden eine entscheidende Nahrungsgrundlage u. a. für Fische und Vögel und haben somit eine hohe ökologische Bedeutung. Deshalb findet die Bekämpfung nur kleinräumig im bekannten Gebiet statt und richtet sich ausschließlich gegen die Asiatische Tigermücke.

Wie ist die Tigermücke hierhergekommen?

Wir wissen, dass die Asiatische Tigermücke hauptsächlich aus den südlicheren Ländern wie z. B. Italien oder der Schweiz vor allem durch den Straßenverkehr (PKW, LKW) nach Deutschland kommt.

Im Falle der Stadt Freiburg im Breisgau ist ein direkter Nachweis gelungen: Hier wurde die Asiatische Tigermücke erstmalig durch die rollende Landstraße („RoLa“) eingeschleppt. Die RoLa transportiert LKWs auf einem Güterzug. Dabei konnten Asiatische Tigermücken durch die Fahrerkabine aus Italien nach Freiburg verschleppt werden. Da die Umladestation direkt an einem Kleingartenverein grenzt, haben die Neuankömmlinge ideale Lebensbedingungen direkt vor Ort gefunden.

Mittlerweile hat sich die Asiatische Tigermücke in weiten Teilen Baden-Württembergs ausgebreitet. Die Asiatische Tigermücke wird innerhalb Deutschlands als blinder Passagier im PKW und LKW weiterverbreitet. Eine weitere Form der Ausbreitung kann auch durch das Verschleppen von Eiern stattfinden, indem zum Beispiel eine infizierte Gießkanne/Untersetzer verschenkt wird.

Melden Sie verdächtige Exemplare!

Wenn Sie Tigermücken finden, dann melden sie diese unter folgendem Link oder per E-Mail an . Achten Sie dabei auf Anzeichen eines Tigermückenbefalls wie Stechbelästigung tagsüber. Bitte senden Sie mehrere Fotos des Exemplars und geben Sie den genauen Fundort an.