20.01.2025 | Das Streuhau wird zum Landschaftsschutzgebiet. Seit Jahren stand zur Diskussion, wie es mit dem Gebiet am Seeufer zwischen der Hotelanlage bora HotSpaResort und der Grenze zum Naturschutzgebiet "Radolfzeller Aachmündung" weitergeht.
In den letzten Jahren hatte das Hotel Interesse angemeldet, die Anlage in größerem Stil in Richtung Streuhau zu erweitern. In seiner Sitzung vom 10.12.2024 sprach sich der Gemeinderat dafür aus, das Streuhau unberührt zu lassen. Das Hotel kann nun lediglich in reduzierter Form bis an die Grenzen des neuen Landschaftsschutzgebietes geplant werden.
Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet
In der letzten Gemeinderatssitzung des Jahres 2024 präsentierten Wolfgang Keller, Leiter der Stabsstelle Umwelt-, Klima und Naturschutz und Christian Seng vom Büro 365 Grad ein Konzept für das Streuhau, um es langfristig als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen. Das Ziel des Konzepts ist, das Streuhau von Überbauung freizuhalten und dessen landschaftlichen Charakter zu erhalten. Der Gemeinderat stimmte dem Konzept mehrheitlich zu. „Wie sich das Streuhau entwickelt ist ein historisch bedeutsames Thema. Seit über 30 Jahren wird über eine mögliche Bebauung diskutiert. Meine Haltung ist, dass die Natur in diesem Gebiet geschützt werden soll. Dies wurde nun vom Gemeinderat mehrheitlich beschieden. Damit ist für die nächsten Generationen festgelegt, dass es hier zu keiner weiteren Bebauung mehr kommen wird", unterstreicht Oberbürgermeister Simon Gröger.
Maßnahmen in mehreren Schritten
Das Konzept selbst beinhaltet verschiedene Maßnahmen. Primär soll die Fläche zwischen dem Hotel Bora und dem Naturschutzgebiet „Radolfzeller Aachmündung" als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen werden, andererseits soll auch das Gebäude des Bodenseereiters teilrückgebaut werden. Ferner ist vorgesehen, dass Verträge über Liegeplätze und Gebäude mit gewerblicher Nutzung gekündigt werden.
Diese Maßnahmen sind zeitlich gestaffelt. Bis zum Jahr 2027 sollen sie umgesetzt werden. Ein besonderes Augenmerk lag bei der Konzeptionierung auf der Rauchschwalbenkolonie, die sich im dortigen Gebäude angesiedelt hat. Um die Nistplätze der Vögel zu erhalten, soll das Stallgebäude nur zum Teil rückgebaut werden, die Reitplätze werden allerdings ganz entfernt. Diese Variante ist günstiger, als das Gebäude komplett abzureißen und einen neuen Stall zu bauen, in den die Vögel umsiedeln könnten. Zudem kann nicht sichergestellt werden, ob eine Umsiedlung der Rauchschwalbenkolonie tatsächlich glückt.
Es wird angestrebt, mit der derzeitigen Pächterfamilie eine Lösung für die Nutzung des Geländes und des Stalles zu finden. Das Gebäude wird stillgelegt und eventuell statisch ertüchtigt. Künftig wird der Fokus ausschließlich auf der landwirtschaftlichen Nutzung liegen.
Des Weiteren wurden folgende Maßnahmen beschlossen: Die Flächen östlich des Bodenseereiters zu entsiegeln, Grünflächen im Streuhau zu beweiden und das Wiesenbächle aufzuwerten. Besucher werden Gelegenheit bekommen, das Landschaftsschutzgebiet auf angelegten Wegen und Stegen zu erkunden. Auf einem ehemaligen Reitplatz soll ein Stillgewässer als Biotop entstehen. Bis zum Jahr 2035 wird in dem Gebiet der Auwald entwickelt, ein Waldrefugium ausgewiesen und das Ufer ökologisch aufgewertet.
Wolfgang Keller wertet diese Schritte als wichtige Bausteine, um sowohl den wertvollen Landschaftsraum zu erhalten und ökologisch aufzuwerten als auch, um ihn den Bürgerinnen und Bürgern zukünftig näher zu bringen.
Bootsliegeplätze und gewerbliche Gebäude werden gekündigt
Im Streuhau sind aktuell einige Vereine angesiedelt. Nach einer nichtöffentlichen Sitzung des Ausschusses Planung, Umwelt und Technik wurde das Konzept so ausgestaltet, dass eine Nutzung für eingetragene Vereine nach wie vor möglich ist und, wo möglich, extensiviert wird. Die Verträge über die Liegeplätze und Gebäude mit den gewerblichen Nutzern sollen allerdings gekündigt werden. Der Wasserzugang für THW und Feuerwehr bleibt aber erhalten.
Kosten für das Konzept
Insgesamt werden die Kosten für die Umsetzung der Streuhaukonzeption voraussichtlich bei etwa 1,5 Millionen Euro liegen. Hierbei handelt es sich zunächst um eine erste, nicht verbindliche Schätzung der Kosten. Bevor die einzelnen Maßnahmen in Angriff genommen werden, werden sie jeweils nochmals im Gremium vorgestellt. Ebenfalls beschlossen hat der Gemeinderat, eine Änderung des Flächennutzungsplans sofort einzuleiten. Die Hotelanlage wird dann künftig bis zur Grenze des neuausgewiesenen Landschaftsschutzgebiets reichen.